Richtige Lagerung der Blüten
Stell dir vor, du hast deine Ernte liebevoll getrocknet, alles passt – und dann machst du nach ein paar Wochen das Glas auf: Schimmel. Oder du willst dir einen gemütlichen Abend machen, greifst zu deinen Blüten – und sie sind staubtrocken, schmecken nach nichts und der Rauch oder Dampf kratzt im Hals. Das alles ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch richtig ungesund sein.
Genau deswegen ist die richtige Lagerung wichtig. Wenn die Ernte zu feucht lagert, kann Schimmel entstehen. Wird es zu trocken, zerfallen die Blüten fast schon beim Ansehen. Und auch die Wirkung leidet: Mit einer Übertrocknung gehen Cannabinoide und Terpene verloren – das heißt, weniger Potenz und kaum noch Aroma.
Wer seine Blüten gut aufbewahrt, sorgt dafür, dass sie länger frisch, wirksam und geschmackvoll bleiben. Das gilt nicht nur für den Freizeitgebrauch, sondern besonders für medizinische Nutzer. Für sie ist es wichtig, dass die Wirkung konstant bleibt – falsch gelagertes Gras kann seine therapeutische Stärke verlieren. Und ganz egal, wie man es verwendet: Verschimmeltes oder verdorbenes Gras sollte man auf keinen Fall konsumieren!
Einfluss von Umweltfaktoren
Licht (UV-Strahlung): UV-Licht ist ein „Qualitätskiller“ - es zersetzt empfindliche Cannabinoide wie THC/CBD und Terpene, was zum Verlust von Potenz und Aroma führt. Am besten lagerst du deine Blüten in einem lichtundurchlässigen Behälter oder an einem dunklen Ort. Direkte Sonneneinstrahlung sollte immer vermieden werden.
Temperatur: Hohe Temperaturen beschleunigen Alterungs- und Abbauprozesse. Bei zu warmer Lagerung kann z.B. THC zum weniger wirksamen CBN oxidieren, außerdem trocknet Hitze die Blüten aus und fördert die Schimmelbildung. Idealerweise werden die Blüten kühl bei etwa 15-21 °C (Raumtemperatur am unteren Ende) gelagert; konstant und ohne große Schwankungen. Extreme Kälte ist ebenfalls problematisch, da die Trichome (haarähnliche Strukturen auf der Blüte, die Harzdrüsen enthalten) dann sehr leicht abbrechen.
Luftfeuchtigkeit: Die Luftfeuchtigkeit muss im richtigen Bereich liegen. Ist es zu feucht, besteht die Gefahr von Schimmel und Bakterienwachstum, ist es zu trocken, zersetzen sich die Terpene und die Blüten verlieren an Geschmack und Wirkung. Optimal ist eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 55-62 % im Lagerbehälter. Eine konstante Feuchte von ~60 % hält das Kraut geschmeidig und potent.
Sauerstoff & Luftkontakt: Jeder Kontakt mit frischer Luft setzt einen Oxidationsprozess in Gang. Sauerstoff kann Cannabinoide und Terpene langsam abbauen und das Aroma verflüchtigen. Die Blüten sollten daher immer in luftdichten Behältern aufbewahrt werden, um den Kontakt mit O2 zu minimieren. Auch durch zu häufiges Öffnen des Behälters strömt ständig neue Luft ein, was auf Dauer zu Wirkstoffverlusten führt.
Optimale Aufbewahrung
Luftdichte Glasbehälter: Einmachgläser oder Schraubgläser aus Glas sind der Goldstandard für die Aufbewahrung. Sie sind neutral (keine Geruchs- und Geschmacksabgabe), laden sich nicht wie Plastik auf und sind luftdicht verschließbar, so dass weder Luft noch Feuchtigkeit unkontrolliert eindringen können. Dunkles Glas (z.B. Braunglas oder Violettglas) schützt zusätzlich vor Lichteinfall. Wichtig ist, das Glas nur zu ca. 80% zu füllen - so bleibt wenig Restluft im Gefäß.
Grove Bags (TerpLoc®) sind mehrlagige Beutel mit integrierter 2-Wege Feuchtigkeits- und Gasregulierung: Sie halten die Blüten automatisch bei ~58-62% relativer Luftfeuchte., lassen überschüssigen Wasserdampf und Sauerstoff diffundieren und blockieren gleichzeitig UV-Licht. Dadurch entfällt das Burpen, Aroma und Potenz bleiben lange stabil - ideal für Curing und mittelfristige Lagerung. Am besten den entsprechend großen Beutel etwa zu ⅔ füllen, trockenes Material einlegen und verschweißen; häufiges Öffnen schwächt allerdings den Zip-Verschluss, so dass sie eher für Vorräte gedacht sind, die man selten anfasst.
Feuchtigkeitsregulatoren: Um die oben erwähnte ideale Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, können Boveda-Packs oder ähnliche 2-Wege-Feuchtigkeitspacks verwendet werden. Diese geben Feuchtigkeit ab bzw. nehmen Feuchtigkeit auf, um eine konstante Luftfeuchtigkeit von ~58-62 % r.F. im Behälter zu halten. Durch solche Regulatoren werden die empfindlichen Trichome geschützt und das Aroma sowie die Wirkstoffe bleiben länger erhalten - besonders praktisch bei längeren Lagerzeiten.
Weitere Möglichkeiten
Für Kenner gibt es Humidore, ähnlich den Zigarrenhumidoren, die kontrolliert Feuchtigkeit halten (teils mit Hygrometer und Befeuchter). Die elektrischen Humidore kann man meist auf 12-18 °C einstellen. Ideal für alle Bewohner einer Dachgeschosswohnung.
Spezielle Vakuumbehälter oder -beutel entziehen dem Innenraum fast vollständig die Luft. Das stoppt die Oxidation fast vollständig und ermöglicht eine extrem lange Lagerung ohne Aroma- oder Potenzverlust. Nachteil: Durch das Vakuum werden die Blüten stark komprimiert - Trichome und Knospenstruktur können beschädigt werden. Vakuumbeutel müssen zudem bei jeder Entnahme neu versiegelt werden, lohnen sich also eher nur für Langzeitvorräte.
Sauerstoffabsorber entziehen nach dem luftdichten Versiegeln nahezu den gesamten O₂ – damit bremsen sie Oxidation, bewahren Terpene und lassen Schimmelsporen kaum Lebensraum. Sie lohnen sich vor allem für Langzeitlagerung in selten geöffneten Gläsern oder vakuumierten Mylar‑Beuteln; in Alltags-Behältern verlieren sie nach wenigen Öffnungen ihre Wirkung.
Typische Fehler bei der Lagerung
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Aufbewahrung in Plastiktütchen
Der Klassiker unter den Fehlern. Herkömmliche Reißverschluss- oder Druckverschlussbeutel bieten keinen ausreichenden Licht- und Luftschutz. Das Gras ist darin ständig Sauerstoff und ggf. Licht ausgesetzt.
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Zu viel Luftraum im Behälter
Der Sauerstoff zersetzt nach und nach die wertvollen Inhaltsstoffe. Besser ist es, den Behälter weitgehend (ca. 80-90 %) zu füllen, so dass möglichst wenig Luft eingeschlossen wird. Natürlich ohne das Material zu quetschen.
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Zu hohe oder schwankende Temperaturen
Die Blüten warm zu lagern ist ein häufiger Fehler. Hitze trocknet die Buds aus und beschleunigt den chemischen Abbau.
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Häufiges Öffnen oder Bewegen
Natürlich ist es wichtig, seine Ernte im Auge zu behalten. Ständiges Öffnen des Behälters schadet jedoch. Bei jedem Öffnen dringt neue feuchte Luft ein und Terpene entweichen, was die Qualität mindert. Faustregel: Behälter möglichst in Ruhe lassen und nur öffnen, wenn man etwas entnehmen möchte.
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Zu feuchte Lagerumgebung
Achte auf den Aufbewahrungsort. Ein Badezimmerschrank zum Beispiel ist durch Wasserdampf oft zu feucht - hier besteht Schimmelgefahr. Auch im Keller ist Vorsicht geboten: Er ist zwar kühl und dunkel, sollte aber trocken sein. Immer darauf achten, dass am Aufbewahrungsort ein trockenes, mäßig kühles Klima ohne direkte Sonneneinstrahlung herrscht.
Zusammenfassung
Wenn du willst, dass dein Vorrat möglichst lange frisch und wirksam bleibt, gibt es ein paar einfache Dinge, auf die du achten kannst. Such dir zu Hause einen kühlen, dunklen Platz für deine Ernte – ideal sind Temperaturen zwischen 12 und 18 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 55 bis 62 %. Einmachgläser mit Gummidichtung oder spezielle geruchsdichte Behälter mit Aktivkohlefiltern helfen dabei, das Aroma zu bewahren und den Geruch diskret zu halten.
Wenn du verschiedene Sorten oder Ernten lagerst, ist es praktisch, die Gläser zu beschriften – einfach Sortenname und Datum drauf, dann weißt du immer, was drin und wie alt es ist. Und vergiss nicht, regelmäßig nachzuschauen, ob noch alles passt: Farbveränderungen, ein muffiger Geruch oder sichtbarer Schimmel sind klare Zeichen dafür, dass du die betroffenen Blüten entsorgen solltest. Bei guter Lagerung bleibt dein Gras in der Regel mehrere Monate bis zu einem Jahr lang genießbar.