Spinnmilben
Du freust dich über gesunde, kräftige Pflanzen in deinem Grow – und plötzlich entdeckst du winzige helle Punkte auf den Blättern, feine Gespinste dazwischen und kränklich wirkende Blätter. Spinnmilben! Viele Grower machen irgendwann Bekanntschaft mit diesen lästigen Schädlingen. Doch keine Sorge: Du kannst sie ohne Chemie bekämpfen – mit etwas Aufmerksamkeit, biologischen Mitteln und dem richtigen Klima im Grow-Raum. Hier erfährst du, wie Spinnmilben entstehen, wie du sie sicher erkennst und was du konkret tun kannst, um sie nachhaltig loszuwerden – ganz ohne chemische Keule.
Warum Spinnmilben im Grow auftauchen
Spinnmilben sind winzige Spinnentiere, kaum größer als 0,5 mm. Trotz ihrer Größe können sie erheblichen Schaden anrichten – vor allem, weil sie sich bei idealen Bedingungen explosionsartig vermehren. Ihre Lieblingsumgebung ähnelt leider oft dem, was in vielen Indoor-Grows herrscht: warm, trocken und gut beleuchtet. Typische Ursachen für einen Befall:
Trockene, warme Luft: Temperaturen über 27 °C und geringe Luftfeuchtigkeit fördern die Vermehrung enorm. Besonders unter künstlicher Beleuchtung kann das Klima für Milben ideal werden.
Eingeschleppte Tiere: Milben können durch Kleidung, Stecklinge, Erde oder andere Pflanzen in den Grow gelangen – oft unbemerkt.
Keine natürlichen Feinde: Im geschlossenen Indoor-Raum fehlen Räuber, die draußen für ein Gleichgewicht sorgen würden.
Ein Weibchen kann täglich bis zu 20 Eier legen, aus denen nach nur wenigen Tagen wieder neue Milben schlüpfen. Wird nicht rechtzeitig gehandelt, kann sich eine kleine Milbengruppe schnell zu einer ernsthaften Bedrohung für deine gesamte Ernte entwickeln.
Symptome und Anzeichen
Eine frühe Erkennung kann den Unterschied machen. Darauf solltest du achten:
Gesprenkelte Blattoberflächen: Kleine helle oder gelbliche Punkte, die sich später zu größeren hellen Flächen ausweiten.
Feine Spinnweben: An Blattunterseiten, Blattzwischenräumen oder sogar über Blüten. Anfangs nur feine Fäden, später sichtbare Netze.
Verfärbte oder kranke Blätter: Blätter verlieren an Farbe, hängen schlaff herunter und sterben ggf. ab.
Winzige Krabbeltiere unter dem Blatt: Mit der Lupe erkennst du sie als kleine Punkte in Gelb, Orange oder Rot – oft mit acht Beinen. Auch durchsichtige Eier sind bei genauem Hinsehen sichtbar.
Tipp: Nimm eine Lupe zur Hand und untersuche gezielt die Blattunterseiten. Spätestens bei sichtbaren Netzen oder stärkerem Blattverlust solltest du handeln – dann haben sich die Spinnmilben bereits gut etabliert.
Spinnmilben natürlich bekämpfen
Chemische Mittel sind für viele Indoor-Gärtner keine Option – zu hoch sind die Risiken für Umwelt, Ernte und Widerstandsbildung. Zum Glück gibt es viele effektive und biologische Methoden, um Spinnmilben zu bekämpfen:
1. Isolieren und Rückschnitt
Stelle befallene Pflanzen sofort separat. Entferne die am schlimmsten betroffenen Blätter großzügig. Entsorge sie nicht im Raum, sondern direkt in den Müll – außerhalb des Grows. Je früher du die Population eindämmst, desto besser die Erfolgschancen.
2. Pflanze abwaschen oder abwischen
Ein bewährter erster Schritt: die mechanische Entfernung.
Abduschen: Stelle die Pflanze in die Dusche oder Badewanne und brause sie gründlich ab – vor allem die Blattunterseiten. Ein sanfter, aber gründlicher Wasserstrahl reicht.
Abwischen: Mit einem feuchten Tuch oder Schwamm vorsichtig die Blätter reinigen.
Zusatztipp: Ein 9:1-Gemisch aus Wasser und Alkohol wirkt gegen Milben bei direktem Kontakt – nicht auf Blüten anwenden!
Diese Maßnahme reduziert die Population stark, tötet aber nicht alle Eier ab – daher: weitermachen!
3. Klima anpassen
Spinnmilben mögen es warm und trocken – nimm ihnen diese Wohlfühlzone!
Luftfeuchtigkeit erhöhen: Auf ca. 50–60 %. Dazu eignen sich Luftbefeuchter oder das Besprühen der Pflanzen (nur bei ausgeschaltetem Licht).
Temperatur senken: Milben mögen über 25 °C – unter 22 °C verlangsamt sich ihre Entwicklung. Bei starkem Befall hilft das gezielte Abkühlen während der Dunkelphase.
Mehr Luftbewegung: Ein zusätzlicher Ventilator sorgt für leichten Luftzug – das stört die Milben.
So schaffst du ein Milieu, das für Pflanzen gut, für Spinnmilben aber unattraktiv ist.
4. Biologische Sprays einsetzen
Nach der ersten Reduktion kommen gezielte Mittel zum Einsatz:
Neemöl: Natürliches Öl, das die Entwicklung und Reproduktion der Milben stört. In Wasser mit einem Schuss Spüli (als Emulgator) mischen und gründlich sprühen – besonders Blattunterseiten.
Kaliseife (Schmierseifenlösung): Wirkt auf die äußere Schicht der Milben – sie trocknen aus und sterben ab! Schonend zur Pflanze.
Wichtig: Beide Mittel wirken nicht zuverlässig auf Eier – also alle 5–7 Tage wiederholen, bis kein Neuausbruch sichtbar ist.
5. Raubmilben als natürliche Feinde einsetzen
Der umweltfreundlichste Weg zur Bekämpfung sind biologische Nützlinge. Raubmilben wie Phytoseiulus persimilis jagen Spinnmilben und fressen sogar deren Eier. Sie lassen sich leicht ausbringen und bleiben bei passenden Bedingungen aktiv.
Anwendung: Raubmilben kommen als lebendes "Pulver" oder in Kärtchen. Streue sie auf die Pflanze – sie machen sich sofort an die Arbeit.
Wichtig: Auch Raubmilben brauchen ein geeignetes Klima – mindestens 20 °C und ausreichend Luftfeuchte.
Für größere Setups sind auch Marienkäfer oder Florfliegen geeignet – im kleinen Indoor-Grow gelten Raubmilben als erste Wahl.
6. Dranbleiben und nachkontrollieren
Eine einmalige Aktion reicht nicht – bleib mindestens 2–3 Wochen am Ball. Kontrolliere täglich, insbesondere die Blattunterseiten. Behandle nach, sobald neue Symptome auftauchen.
Spinnmilben dauerhaft vorbeugen
Vorbeugung ist der einfachste Weg, um Ärger zu vermeiden. Hier die wichtigsten Tipps:
Optimales Klima halten: Temperatur <28 °C, Luftfeuchte 50–60 %, gute Umluft.
Pflanzen nicht zu dicht stellen: Luftzirkulation ist entscheidend. Vermeide Kontakt zwischen Blättern.
Regelmäßige Kontrolle: Nutze eine Lupe, besonders bei der Blattunterseite.
Quarantäne für Neuzugänge: Neue Pflanzen 7–10 Tage isolieren und auf Schädlinge untersuchen.
Sauberkeit: Nach jedem Durchgang gründlich reinigen – auch Ecken, Geräte und Töpfe.
Vorbeugend Raubmilben einsetzen: Eine kleine Population im Grow hält neue Eindringlinge in Schach, bevor es zum Ausbruch kommt.